Wie Hunde ihre Welt wahrnehmen

Wie Hunde ihre Welt wahrnehmen

«Den kann ich nicht riechen!» Diese Redewendung ist uns allen sicher bekannt. Sie muss aber unseren Hunden, wenn wir diese benutzen, ein leises Lächeln entlocken. Denn bezüglich des Geruchssinnes bestehen Welten zwischen jenen der Menschen und den Hunden. Aber auch die anderen Sinne sind unterschiedlich ausgeprägt.

Die optische Wahrnehmung

Unseren Hunden fällt es schwer, Entfernungen abzuschätzen. Dies hat mit der Formgebung der Augen zu tun. Im Vergleich zum Menschen ist jedoch ihr Gesichtsfeld grösser und die Augen sind lichtempfindlicher. Dafür können unsere Hunde bei Dunkelheit wesentlich mehr sehen als wir.

Der Geschmacksinn

Im Gegensatz zu Menschen verfügen unsere Hunde über einen wesentlich schwächer ausgeprägten Geschmacksinn. Der Unterschied liegt in der Anzahl an Geschmacksknospen: Wir Menschen haben etwa sechsmal so viele wie ein Hund. So lässt sich wohl auch der zwischenzeitliche, genüssliche Verzehr der braunen Häufchen erklären. Sie sehen zwar aus wie Pralinen, sind aber definitiv keine. Mit ihnen versuchen wir unsere Hunde zu tadeln. Da die Häufchen für Hunde jedoch Pralinen zu sein scheinen, muss ihnen unser Tadel-Versuch unverständlich sein. Vielleicht hilft uns die wissenschaftliche Begründung zumindest ein wenig Verständnis aufzubringen.

Der Geruchsinn

Uns ist nicht neu, dass Hunde Geruchs-Profis sind. Im Vergleich zu ihnen sind wir völlige Laien. Der Unterschied liegt unter anderem in der Anzahl der Riechzellen: Unsere Hunde haben davon 40-mal so viele wie wir. Können wir kleinste Details sehen, so können unsere Hunde kleinste Details riechen. Zum Beispiel können sie über die Ausdünstung unsere Emotionen riechen und dabei minimale Abweichungen registrieren oder auch Krankheiten erkennen und anzeigen. Hunde können Gerüche nicht nur als Gesamtheit erfassen, sondern diese auch «in die einzelnen Komponenten zerlegen». Eine Spargelsuppe ist nur für uns eine Spargelsuppe. Für unsere Hunde ist es Spargel, Salz, Pfeffer etc. Woher sie das können? Unter anderem atmen sie schneller und können Gerüche etwas länger in der Nase halten. In dieser Zeit können sie den Geruch analysieren. Die Ausprägung der Nase ermöglicht es ihnen, die Nasenlöcher unabhängig voneinander zu bewegen. Dadurch sind sie in der Lage zu bestimmen, aus welcher Richtung der Geruch kommt.

Der Hörsinn

Tatsache ist, dass unsere Hunde über ein deutlich besseres Gehör verfügen als wir Menschen. Man geht davon aus, dass Hunde Geräusche aus einer wesentlich grösseren Entfernung wahrnehmen können. Sie sind fähig, die Richtung, aus der das Geräusch kommt, mühelos zu bestimmen und zu selektionieren. Deshalb kann ein friedlich vor sich hin dösender und teilweise schnarchender Hund das Geräusch einer raschelnden Tüte in der Küche wahrnehmen – und wir können nicht einmal unsere Ohren in verschieden Richtungen bewegen.

Der Tastsinn

Der Tastsinn ist der Sinn, den unsere Hunde als ersten erfahren. Auch dieser ist stärker entwickelt als bei uns. Schon bevor er seine Augen öffnet, erkennt ein Welpe mithilfe des Tast- und später auch Geruchssinnes, wer zu seiner engsten Familie gehört. Dieser Sinneskanal funktioniert hauptsächlich über die Haut mit Hilfe der Tasthaare, die bei unseren Hunde über den Augen, an der Schnauze und am Unterkiefer wachsen. Die Tasthaare dienen ihnen als Frühwarnsystem. Sie können Kollisionen frühzeitig erkennen. Nicht nur durch das Anstossen, sondern bereits über die Luftwirbel, die im Vorbeigehen und durch das Hindernis entstehen. Auf dem gesamten Hundekörper sind weitere Haare verteilt, die Berührungen und Druck wahrnehmen und weiterleiten. Im Vergleich zu dieser Fähigkeit erscheint unser Tastsinn über die Hände schon etwas «tapsig». Wohl aus diesem Umstand rührt der Spruch: «Das Berühren der Figuren mit den Pfoten ist verboten», den vielleicht einige von uns als Kind schon mal zu hören bekamen. Tasthaare wären die Lösung.

Der "siebte Sinn"

Diesen Sinn schreiben wir oft unseren Tieren zu. Sie spüren zum Beispiel schon sehr früh, wenn jemand nach Hause kommt, oder verständigen sich untereinander non-verbal durch Körpersprache und auf mentaler Ebene. Tatsächlich ist es so, dass auch wir Menschen über diesen Sinn verfügen. Wir können zum Beispiel wahrnehmen, wenn uns jemand von hinten anstarrt und beim genauen Hinspüren teilweise sogar erkennen, aus welcher Richtung der Blick kommt. Über den Grund dieser Fähigkeit schweigt sich die Wissenschaft beharrlich aus. Was unser Verstand nicht erfassen kann, scheint es nicht zu geben. Dabei besitzt bereits ein Säugling mentale Fähigkeiten. Im Laufe der Zeit und geprägt von der Gesellschaft entwickeln sich diese bei uns Menschen zurück. Wir behelfen uns mit verbaler Kommunikation und dem Schreiben. Unsere Hunde hingegen beherrschen die mentale Kommunikation aufs Feinste. Welches ist denn jetzt wohl die «höhere Kunst»? Vielleicht versuchen wir unsere Hunde einmal mental zu treffen! Eine interessante Variante, die wir euch nur empfehlen können.

Verschiedene Lebewesen bringen verschiedene Ausprägungen der Sinne mit sich. Betrachten wir die Sinne der Menschen und der Hunde nicht nur als unterschiedlich, sondern viel mehr ergänzend. Und schon haben wir die Kompetenzen unseres Mensch-Hund-Teams erweitert und gestärkt!